Köln inklusive

Köln verfügt über eine besondere kollektive Identität, ein Gemeinschaftsgefühl, das erstaunlicherweise wesentliche, inklusive Elemente enthält. Von den Römern gegründet und seit je Knotenpunkt für Handel und Reisende gehört das “Von-überall-hergekommen-sein” zu Köln dazu. Genau wie der FC, ein Erstliga-Fußballverein mit einem lebenden Geißbock als Maskottchen, namens Hennes VII. Lukas Podolski, vor Kurzem heimgekehrter Liebling der leidgeprüften Anhänger, ist Kölner, wohnt in einem der spektakulären Kranhäuser direkt am Rhein, dutzende Meter über der Stadt. Und die große Kölner Boulevardzeitung Express, ebenso wie die Lokalzeitungen Kölnische Rundschau und Kölner Stadtanzeiger herausgegeben vom Verlag M. DuMont Schauberg, schreibt über ihn mühelos:

In seinem Kölner Herzen ist Platz für Deutschland und Polen.

Das Kölsche Hätz ist ganz schön geräumig. Auch gilt bekanntlich der Kölsche Grundsatz: Jede Jeck es anders, ein Bekenntnis zur ob der menschlichen Natur notwendigen Akzeptanz von Verschiedenheit. Und dann gibt es im Stadtbild noch dies hier:

“Kölsch Bloot” (Kölner Blut) lautet der Name einer populären T-Shirtmarke. Autoaufkleber mit diesem Schriftzug zieren ungezählte Heckklappen und Kofferraumdeckel, Motorroller und Kinderwägen. Die Webseite des Online-Shops gibt sich Diversity-sensibel und außer der Blut-Metapher sowie der Frakturschrift finde ich keinerlei Hinweise darauf, dass der Hersteller oder die Träger der T-Shirts völkische Ideologien ausdrücken wollen. Loyalität ihrer Heimatstadt gegenüber hingegen schon. Bedingungslos? Ja. Blut und Tattoos deuten darauf hin. Mit einem Vorrecht für bestimmte Gruppen? Vermutlich. Doch vor dem Hintergrund der Gesamtheit Kölscher Identitätskonstrukte bleibt zu hoffen, dass dieses Vorrecht durchaus erworben werden kann und nicht ererbt werden muss. Vielleicht sollte ich also einen Kölschkurs besuchen.

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